Mein Royal Enfield Motorrad Test: Autobahn & Berge

Urlaubscheck RE 350 Classic
Ich wollte immer schon ausprobieren, wie praxistauglich die RE Classic 350 mit Gepäck auf der Autobahn im Mittelgebirge ist. In verschiedenen Royal Enfield Foren und Zeitungsberichten / Testberichten hab ich vorab wenig Positives zum Thema Autobahnfahrten gelesen. Wäre angeblich ein Krampf und so. Also selber die Royal Enfield testen.
Dazu habe ich meine Packtaschen von Hepco & Becker mit 1,5 Liter Wasserflaschen und 5 Liter Kanister Frostschutzmittel vollgepackt. Zusammen waren es so über 15 kg, gleichmäßig verteilt in den 2 Motorradtaschen hinten.
Zusätzlich habe ich meinen alten Motorradrucksack mit nochmals gut 8 kg beladen. Optional hätte ich noch meine Gepäckbrücke und den Tankrucksack befüllen können; habe ich mir aber erspart.
Die Zuladung darf bei mir gerne etwas üppiger ausfallen, da ich nur knapp 67 kg wiege und somit als Leichtgewicht durchgehe.
Zuhause den Tank bis zur vorgegebenen Grenze voll gemacht, mich in die Winterbekleidung eingepackt, Rucksack auf und dann vom Parkplatz gefahren. Am Morgen waren es noch -2 Grad. Aus diesem Grund habe ich das Modell "Zwiebelbekleidung" gewählt. Sollte ja auch eine etwas längerer Roadtrip werden.
Classic 350: Verändertes Fahrverhalten mit Zuladung
Schon in der ersten Kurve vor der Hauptstraße bemerkte ich, dass das Fahrverhalten bei Royal Enfield Classic sich deutlich verändert hat. Musste ich mich erst darauf einstellen. Bei der Auffahrt zur Autobahn wurde zur Sicherheit die Geschwindigkeit gedrosselt. Anstatt 60 km/h lieber runter auf 50. Ja, das Kurvenverhalten mit Zuladung war also schon deutlich anders.
Test Royal Enfield Classic 350 unter Praxisbedingungen:
Ich wollte ja wissen, wie sich mein Motorrad auf Steigungen im Gebirge macht; hier vor allem auf der Autobahn. In meiner Heimat bin ich nur im Teutoburger Wald und im Weserbergland unterwegs. Die paar Steigungen auf der Autobahn kannte ich schon. Den ersten Royal Enfield Motorradtest auf der Autobahn hat die 350er Classic schon bei der Überführungstour aus Berlin bestanden. Das waren schon gut mehr als 6 Stunden Fahrzeit und Hardcore.
Aber so Steigungen wie auf der A44 von Dortmund nach Kassel durchs Sauerland sollten endgültig zeigen, wie fix oder lahm das mit dem 20 PS Motorrad aus Indien geht. Würde das nicht gehen, hätte ich für eine längere Motorradtour eines meiner anderen Bikes genommen.
Royal Enfield Classic 350 Autobahn Test
Dann auf der Autobahn A44 Richtung Kassel moderat Gas gegeben und den Eisenesel aus Indien beschleunigt. Was soll ich sagen; kaum ein Unterschied zu vorher ohne die fast 25 kg Zuladung. Das 20 PS Motorrad zog geschmeidig durch wie immer. Das war die erste positive Überraschung.
Erste Steigung kommt:
Vor mir lag eine langgezogene Steigung, die sich bis zum Horizont hinzog. Vorher gab es noch eine lange Talbrücke mit sehr viel Seitenwind. Hatte am Anfang wegen der Steigung etwas Bammel, dass das nicht so gut ausgeht. Anstandslos tuckerte die Möhre bis knapp 115 km/h nach Tacho. Auch der Wind machte keine Probleme.
Von der letzten langen Motorradtour wußte ich schon, das der Tacho meiner 350er Enfield mogelt (zeigt mehr, als es wirklich ist). Die meisten Lkws auf der ersten Steigung hab ich problemlos überholen können, wenn hinten frei war. Aber es kamen ja noch einige Steigungen Richtung Kassel, die heftiger waren.
Die zweite Steigung hatte es so richtig in sich. Von weitem sah ich schon, wie sich ein Schwerlaster nach dem anderen den Berg hoch quälte. Als hinter mir auf der Überholspur eine große Lücke war, setzte ich zum Überholen an. Klar, die Classic 350 ist keine Rennmöhre. Aber sie zog sich wacker mit 115 km/h den zweiten Berg hoch. Hätte ich so auch nicht mit gerechnet.
Dritte Steigung oder schlimmer geht immer:
Dann kam die bis dahin heftigste Steigung im Bereich der A44 bei Zierenberg. Würde sie das wieder schaffen? Habe gewartet, bis endlich alles frei war und habe überholt. Dieses Mal wurde es etwas enger. Kurz vor dem Erreichen der Anhöhe war ich nur noch bei 100 km/h. Aber eben auch nicht weniger. Und das noch im 5. Gang! Test bestanden, es hat wirklich alles überraschend gut geklappt.
Royal Enfield Classic 350 Höchstgeschwindigkeit
Noch etwas zum Thema Höchstgeschwindigkeit. Mein Eisenesel macht 115 km/h nach Herstellerangaben. Bergab und im Windschatten liegt das Motorrad bei über 120 km/h nach Tacho. Schlägt der elektronische Begrenzer an, wird sie automatisch 3-5 km/h langsamer. Nehme ich aber genau in dieser Situation (mit Feingefühl!) minimal das Gas weg, ist das Bike schnell wieder auf den 120 Km/h. Und das funktioniert sogar bei moderaten Steigungen.
Mein Enfield Motorrad ist weder getunt noch sonst etwas. Das Motorrad befindet sich praktisch wie frisch aus der Werkstatt, nur dass das Moped vernünftig eingefahren wurde. Sie hat jetzt knapp 4.300 km an Strecke runter.
Royal Enfield Classic 350 Benzinverbrauch
Bei Vollgas auf der Autobahn - hier vor allem mit viel Steigungen - hat das Motorrad aus Indien fast genau 4 Liter Superbenzin geschluckt. Bin knapp 300 km unter diesen Bedingungen gefahren. Laut Herstellerangabe liegt der Verbrauch bei 2,6 Liter auf 100 Kilometer. Bei meiner gemischten Fahrweise sonst (Stadt, Land und Autobahn) lag der Durchschnittsverbrauch bei gut 3 Liter.
Das Motorrad aus Indien wird also bei Vollgas mal so richtig durstig! Kann ich mit leben; mache ich auch nicht jeden Tag.
Fazit der Autobahnfahrt: Motorrad Roadtrip bestanden
Die Motorradtour endete nach 4,5 Stunden bei Sonnenschein und kühlen Temperaturen mit einer neuen, wichtigen Erkenntnis für mich selbst: Die kleine 350er Royal Enfield classic reborn ist reisetauglich und erfüllt in vollem Umfang meine Erwartungen. Die 20 PS und 115 km/h reichen mir in der Praxis. Bei anderen Fahrern kann das wegen höherem Körpergewicht und Körpergröße natürlich anders ausfallen. Für mich war das Thema somit (fast) geklärt. Siehe Nachtrag.
Klare Entscheidung: Die nächste große Tour wird mit der Classic gemacht. Es wird bestimmt ein toller Royal Enfield Classic 350 Roadtrip hier in Deutschland.
Nachtrag:
Es gibt noch eine steile Anhöhe auf der A7 von Kassel Richtung Frankfurt, wo so mancher LKW nur mit 40 bis 60 Km/h hochkrakselt. Ist so gefühlt der Bereich Cuxhagen und Melsungen. Den möchte ich auch noch bezwingen und so auf Nummer sicher gehen...
